CS, UBS … oder eine Cocktailbar auf Phi Phi Island

Man stellt Sie vor für folgende Wahl: sie machen einen Job, bei dem Sie im besseren Fall viele Millionen Franken verdienen können. Im schlechteren Fall wandern Sie aus und eröffnen einer Strandbar auf Phi Phi Island. In der Wirtschaftssprache würde man sagen “huge upside, small downside – take it!”

Damit ist die Geschichte der CS bereits erzählt. Wer das verstanden hat, hat alles verstanden. Wir können eine Monster-FINMA schaffen, die dann die Monster-UBS beaufsichtigt. Wir können neue Gesetze einführen, neue Regularien schaffen, Super-Auditoren, Kompensationssysteme, die die langfristige Denke fördern sollen – es wird alles nichts bringen, solange das Upside riesig ist und das Downside überschaubar. Der Feind wird immer da lauern, wo man ihn gerade nicht erwartet hat (und so ist dann ein “too big to fail” Gesetz auf einmal wertlos). Und wo ein Wille (richtig viel Geld zu verdienen) ist, wird sich auch einen Weg finden. Wir können an den Gemeinsinn appellieren und die Gier verteufeln (gleichzeitig wollen wir aber, dass die gleichen Menschen ökonomisch maximierend für ihr Unternehmen arbeiten…), es wird alles nichts helfen.

Was kann helfen? Ich sehe einzig eine Lösung darin, in systemrelevanten Wirtschaftsbereichen die Unternehmensführung auf persönlich haftende Geschäftsführer-Gesellschafter abzustellen.Wir kennen das Modell. Viele Privatbanken werden so geführt. Das Modell der persönlichen Haftung würde wirtschaftliches Scheitern nicht verhindern, wie bei Sal. Oppenheim zu sehen war. Aber es hat einen gesunden Einfluss auf die Risikoportionierung. Beim Scheitern von Oppenheim hat die Welt nicht gezittert und die nächste Weltwirtschaftskrise befürchtet. Man nimmt nicht mehr Risiko auf seine Bücher, als man sich zutraut.

Es gab die Diskussion bereits, und – die Historie ist hier nicht ohne Ironie – wie wir alle wissen, es war 2010 rund um die damals kranke UBS, siehe auch mein Kommentar vom 20.6.2010 “Ist die UBS zu gross?“. Es wurde seitdem viel getan, offensichtlich für die Galerie, wenn Notrecht über ein Wochenende angewendet werden muss, um der CS wirksam zu helfen. 

In dem Moment, in dem systemrelevante Branchen auf der obersten Ebene der Unternehmensführung die Geschäftsführung mit persönlicher Haftung kennen, werden andere Charaktere angezogen, die eigene Kompetenz dem Vorhaben, das man sich zutrauen will, kritisch gegenübergestellt. Man wird nicht mehr über Bankenzerschlagungen reden müssen. Der Markt wird spielen und die Dimension der Unternehmen sich ganz von selbst anpassen. 

Könnte es sein, dass die Haftung zu zu viel Risikoaversität führt? Reale Beispiele zeigen das Gegenteil. Goldman Sachs war eine lange Zeit ein Partnership (was leider 1996 endete) und man wäre nie auf die Idee gekommen in dieser Zeit, dieser Bank Risikoaversität zu unterstellen, Berenberg in Deutschland und auch verschiedene Schweizer Institute kennen noch heute persönlich haftende Gesellschafter. Sie sind leider weniger geworden in der jüngsten Vergangenheit. Genau das müsste man ins Gegenteil umkehren.

Diese eine regulatorische Intervention würde mehr leisten als sämtliche Turnübungen der letzten Jahrzehnte. Dem Upside stünde ein entsprechendes Downside gegenüber. Das persönliche Risikoprofil wäre ausgewogen und würde dazu führen, dass die, die wirklich nah am Markt sind, die Akteure selbst, in der grossen Mehrheit frühzeitig die richtigen Entscheidungen treffen würden.